'Cisleithanien' und 'Transleithanien' - nicht zuletzt wegen ihrer 'Namensleihe' für die beiden Reichshälften der Donaumonarchie nach dem Ausgleich des Jahres 1867 wird die Leitha beinahe als Synonym für einen Grenzfluss angesehen. Erstmals wird sie um das Jahr 1040 als grenzbildend genannt.
Der Flusslauf und andere natürliche Gegebenheiten reichten jedoch über die Jahrhunderte nicht aus, um die Siedlungs- und Herrschaftsgebiete des Leitharaumes voneinander abzugrenzen. Seit dem späten Mittelalter setzte man daher auch hier an markante oder errechnete Punkte Grenzsteine, die vielfach bis heute erhalten sind. Ihre Gravuren öffnen so manches Fenster in die Vergangenheit.
Die kleine Themenreise beginnt im Gemeindegebiet von Lanzenkirchen. Am Rand des Ofenbacher Forsts nahe dem BOKU-Lehrforstzentrum am Heuberg verraten zahlreiche Grenzsteine mit dem Bindenschild und der Inschrift M.T. 1755, dass in jenem Jahr der dortige ‚Kaiserwald’ von Kaiserin Maria Theresia in das Staatseigentum übernommen wurde. Sofern sie den Rosalia-Wanderweg säumen, kennzeichnen sie zugleich die historische Grenze zwischen dem Erzherzogtum Österreich und dem Königreich Ungarn. [1]
Ein Stein mit dem Kürzel ‚HF’ am Platz vor dem Schloss Frohsdorf weist darauf hin, dass sich hier bis 1848 der Sitz der gleichnamigen Herrschaft befand. [2]
Als ‚hohe Zeit‘ für kunstvoll gestaltete Grenzsteine gelten das 17. und 18. Jahrhundert. Davon künden auch einige Exemplare in der Katzelsdorfer Flur ‚Prest‘; sie belegen überdies, dass die Stadt Wiener Neustadt hier im Jahr 1748 Waldbesitzer war. Noch immer in Katzelsdorf, in den kleinen Park an der Hauptstraße versetzt, fällt ein monumentaler Grenzstein auf: die Jahreszahl 1465 und das Wappen führen erneut nach Wiener Neustadt, diesmal außergewöhnlich weit zurück in die Regierungszeit des Kaisers Friedrichs III… [3]
Etwa 500 Jahre jünger ist ein mächtiger Natursteinblock am Rand des großen Hochwasser-Rückhaltebeckens. Er markiert - durch Schrift und Landeswappen unmissverständlich angezeigt - einen Grenzpunkt zwischen Katzelsdorf und Neudörfl und zugleich auch die Bundeslandgrenze. [4]
Leithaabwärts bei Zillingdorf-Bergwerk erinnern einige Grenzsteine an das Jahr 1897, als die Magyarisierungspolitik für das benachbarten Steinbrunn die Bezeichnung ‚Büdöskut‘ zur alleingültigen machte…[5]
Grenzsteine mit Krone und einem ‚E‘ finden sich im Naturpark ‚Wüste’ bei Mannersdorf; sie wurden zur Einfriedung des im Jahr 1644 von der Kaisersgattin Eleonore von Mantua gegründeten Klosters St. Anna gesetzt; einige davon wurden direkt in der Mauer der Burg Scharfeneck verbaut [6].
Aus dem Jahr 1674 stammen historische Steine im Leithagebirge an der Grenze zwischen Bruckneudorf und Breitenbrunn. Sie bestehen aus Kaiserstein und zeigen die typische ‚Schwurhand‘ der Zisterzienser als der seinerzeitigen Grundbesitzer. [7]
Ein sehr schönes Exemplar hält das Stadtmuseum Bruck an der Leitha bereit, der Grenzstein mit dem Stadtwappen und den Initialen S.P. ist mit dem Jahr 1786 datiert. [8]
Das letzte Grenzstein-Beispiel markiert schließlich jene Stelle am rechten Ufer der Leitha, an der diese seit 1920/21 vom österreichischen Nickelsdorf in das ungarische Hegyeshalom übergeht; eine begleitende, zweisprachige Tafel mit der Aufschrift ‚Hatar/Grenze‘ bestätigt das. [9]
Bis zum Fall des ‚Eisernen Vorhangs‘ stand an der Straße vor der nahen Grenzstation ein besonderes Grenzzeichen: eine monumentale Skulptur aus St.Margarethener Kalksandstein, geschaffen vom Bildhauer Karl Prantl. [10]
Sie hat heute - bei aller Vorsicht - ihre Bedeutung als Mahnmal für Gedankenfreiheit an dieser Stelle verloren und beeindruckt nun in der Skulpturenlandschaft am Mitterberg nahe der Grenze zwischen Lichtenwörth und Pöttsching, dem Heimatort des Künstlers.