Durch die Schüttau

https://www.openstreetmap.org, Ausschnitt
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Geokoordinaten N 48.289 | O 16.341 - N 48.290 | O 16.346

Nach Überqueren der Wienerstraße verläuft die Grenze zwischen Klosterneuburg Stadt und Wien, Katastralgemeinde Kahlenbergerdorf, eine Zeitlang zwischen der B14 und dem Bahnkörper der Franz-Josefs-Bahn. Diesen übersetzt sie und setzt sich in gerader Linie entlang des Betriebsgeländes Schüttau [1] fort, das bis zum 20. Jahrhundert noch primär landwirtschaftlich genutzt wurde. Die ersten der knapp 400 - eher unattraktiven - Meter lassen sich vom ‚Ludwigs-‘ oder ‚Galgenkreuz’ [2] oberhalb der Mündung des Kammerjochs in die Bundesstraße 14 einsehen. Dieses Denkmal aus blauen Glassteinen mit Aluminiumleisten wurde nach dem  Ausbau der Straße 1980 in Privatinitiative an Stelle eines Holzkreuzes errichtet; ein solches lässt sich hier, zusammen mit der Richtstätte, bis ins 18. Jahrhundert zurück verfolgen.

Gleich jenseits der Bahn geht es um die Frage, wie wirksam das Hinweisschild ‚Ablagern jeder Art von Müll verboten‘ zum aktuellen Zeitpunkt gerade ist …


Nach einem Stück am Südrand der Inkustraße wird die Grenze durch eine bemerkenswerte Ortstafelkonstellation [3] angezeigt. Weiter führt der Weg entlang der Kleingartenanlage am nördlichen Ende des Kuchelauer Hafens - ein Gebiet, das bis  1938 noch zu Klosterneuburg gehörte, im Zuge der Rückführung 1954 jedoch bei Wien verblieb. Die dort vom Nationalsozialistischen Regime errichtete Marinekaserne wurde 1955 vom Österreichichen Bundesheer übernommen, bis sie fünfzig Jahre später 'ihre Schudigkeit' getan hatte. Der Verkauf der Liegenschaft im Jahr 2012 führte zur zivilen Nachnutzung durch die luxuriösen Wohnhausanlange 'The Shore'... 

Unser Grenzweg hat als nächstes den Schutzdamm zu überwinden und erreicht kurz vor Stromkilometer 1.937,3 den Treppelweg; ob die dortigen Anwohner*innen durch Hissen der Europaflagge wohl jeden Grenzkonflikt gleich im Keim ersticken wollen [4] ?

Unser Blick zur Donau [5], [6] landet an der Donauinsel, die knapp einen Kilometer flußabwärts die Grenzlinie vom Wasser aufnimmt; auf Wiener Seite tritt dabei die  Katastralgemeinde Schwarze Lackenau neu auf den Plan.

Zurück am Standort in der Schüttau ist es nicht weit zum 'Tiefpunkt' des Gemeindegebiets von Klosterneuburg mit 161 Metern über dem Meeresspiegel. 

Höhen des Erfolgs hingegen erlebte in der Pandemiezeit an der Donaustraße 99 das Klosterneuburger Familienunternehmen Polymun [7] : Als kleiner Partner der beiden 'Pharmariesen' BioNTech und Pfizer war es mit seinem biopharmazeutischen Forschungsschwerpunkt an der Entwicklung des COVID-19-Impfstoffs beteiligt, der am 8.Dezember 2020 weltweit zum ersten Mal verabreicht wurde ! 

Das grenznahe Gelände scheint überhaupt ein guter Boden für diesen Wirtschaftssektor zu sein: Schräg gegenüber, an der Donaustraße 106, errichtete 1899 der Wiener Drogengroßhändler Phillipp Röder eine Fabrik, die 1920 in der Chemosan AG aufging und danach zum größten chemisch-pharmazeutische Unternehmen der Ersten Republik  avancierte [8]. Nach weiterer, wechselvoller Geschichte wurde der Betrieb in den 1970er Jahren eingestellt.


 (c) Manfred Pregartbauer, Dezember 2020