Vis-a-vis Wien Penzing

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Geokoordinaten N 48.264 | O 16.208 - N 48.240 | O 16.257

Der behandelte Grenzabschnitt ist - wie die gesamte Grenze zwischen Wien und Niederösterreich - parzellengenau im Gebietsänderungsgesetz 1954 festgelegt. 

Nach dem Dreigemeinden-Grenzpunkt mit Mauerbach [1] beim Ursprung des Steinbachs (wo kein Stabilisierungsobjekt auffindbar war) folgt ein kurzer Grenzabschnitt im Weidlingbacher Ortsteil Scheiblingstein. Die folgenden drei Kilometer verlaufen mitten durch das Forstrevier Weidlingbach der Bundesforste AG. und im Nahbereich der Landesstraße 120, die hier auch Tullnerstraße heisst [2]. Nach einer Buche, die sich als ‚Bildeiche‘ ausgibt [3], ist eine sanfte Erhebung - immerhin die höchste des Wiener Gemeindebezirks Penzing (504 Meter ü.M.) - zu ‚überwinden’; welche Umstände ihr einst zur Bezeichnung ‚Schutzengelberg’ verholfen haben, bleibt mir bisher unerschlossen. Es folgen auf der Klosterneuburger Seite der ‚Hintere‘ und der ‚Vordere Kellergraben‘, die eine kleine semantische Irreführung bereithalten: zwar tauchen sie hinunter in die Taltiefe des Weidlingbachs, allerdings sind sie nach der Köhlerei benannt, die hier einst ein wichtiger Wirtschaftszweig war. 


Ansichtskarte um 1910
Ansichtskarte um 1910

Die Grenzlinie erreicht das Einkehrgasthaus Rieglerhütte, das potentielle Gäste mit einer großen Tafel im Stil der Achtziger Jahre in der ‚romantischen Weinstadt’ Klosterneuburg willkommen heisst…

Dies mag etwas überraschen, zählen die Zugänge vom Schottenhof oder über die Spitalswiese bzw. höherliegende Wanderziele wie die Mostalm oder die Franz-Karl-Fernsicht doch zum Standard-Ausflugs-Repertoire der Wiener Bevölkerung. Eine Attraktion aus den 1870er Jahren ist heute nur mehr rudimentär als Anstieg zu erahnen:  Von der nahegelegenen Talstation führte eine Standseilbahn mit kutschenähnlichen Wagen, ‚Knöpferlbahn‘ genannt, auf die Höhe der Sophienalpe.


Heute steht am Rand des Gastgartengeländes der Rieglerhütte eine Miniplantage mit Bananen [8] - vielleicht als Hinweis darauf, dass in unmittelbarer Nähe auf der rechten Bachseite das Klosterneuburger Gemeindegebiet mit den Geokoordinaten N 48.238 und O 16.242 seinen südlichsten Punkt erreicht ! Gleich über dem Halterbach wird die Grenze durch einen Stein aus der Ausmarchung des Wienerwalds unter Kaiser Leopold I mit dem 'Wäpplein' und der Jahreszahl 1677 würdig repräsentiert [9].

Weiter nach Osten durch den Graben am Nordabhang der 'Steinernen Lahn' erreicht die Grenze den Alsbach. Ein Gutteil des Waldes befindet sich schon seit Jahrhunderten im Eigentum des Wiener Schottenstifts, die entsprechende Kennzeichnung 'StS'  des historischen Grenzsteins [10] ist also nach wie vor gültig. Auf Wiener Seite übernimmt dann der Bezirk Hernals mit der Katastralgemeinde Neuwaldegg die Grenzlinie, die sich unmittelbar vor Beginn der Kernzone 'Waldschafferin' des Biosphärenparks Wienerwald scharf nach Norden wendet.

 

(c) Manfred Pregartbauer, September 2020